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Sach mal Veranstaltungstechnik

„Sach mal Veranstaltungstechnik was isn das?“ so oder so ähnlich nach ein paar Bier in einer Eckkneipe in Hamburg – und ich dachte mir „Jep - gute Frage mein Freund“, also Zeit und Ort um allen die es wissen wollen (und auch allen die es nicht wollen) eine kurze Erklärung zur schönsten Sache der Welt zu geben mit der wir Techies uns täglich beschäftigen: Der Veranstaltungstechnik – dem natürlichen Umfeld des Veranstaltungstechnikers. Also im Großen und Ganzen würde ich ja Veranstaltungstechnik als Technik die auf Veranstaltungen eingesetzt wird definieren – und genau hier platzt dem ein oder anderen geneigten Veranstaltungstechniker wohl schon bereits der Kragen, das sind dann diese Kollegen die den Refrigerator des Caterers zwar als natürliche Nahrungsquelle, nicht aber als Teil des Jobs (sondern wenn es um den Storm geht eher als Teil des Problems), ansehen. Daher erstmal zur klassischen Unterteilung der Veranstaltungstechnik an sich:
  1. Lichttechnik (Veranstaltungstechnik die hell macht)
    Ich erspare uns hier einschlägige Jokes über ARRI, Kannen und Co. – schickt nur nie einen unbedarften Helfer ins Lager Kannen zu holen denn das könnte sich produktionsverzögernd auswirken. Klar, Lichttechnik nimmt in der Veranstaltungstechnik einen sehr wichtigen Platz ein und ist gerade auf Messen zumeist eines der größten Gewerke. Kopfbewegte (MAC, Ypoc & Freunde), Statisches Licht, die Neulinge aus der LED Gattung und natürlich Licon, ScanCo und Konsorten gehören hier hinzu. Wie heißt es noch so schön: Ohne Licht geht’s nicht – ohne Ton schon.

  2. Tontechnik (Veranstaltungstechnik die laut macht)
    Ob Backnang (D&B), Montabaur (Meyersound) oder JBL (äh irgendwo in den USA?) hier holt der Rental das Holz – und oft auch gleich die passenden Amps mit ab. Für die Kollegen von außerhalb: Holz steht für die Lautsprecher, Amps sind die Verstärker ohne die das ganze keinen Sinn machen würde. Angeschlossen an FOH (Front of House – das Mischpult welches in der Mitte des zu beschallenden Raumes stehen sollte), weitere Konsolen (also noch mehr Mischpulte), Effekte (inzwischen auch häufig als integraler Bestandteil des jeweiligen Mixers anzutreffen), Monitore (Lautsprecher die auf der Bühne liegen – wahlweise In-Ear-Monitoring Systeme) und Mikrofone sind die zentralen Elemente in diesem Teil des veranstaltungstechnischen Kosmos.

  3. Bühne (Veranstaltungstechnik die stark macht – nach 1 – 2 Jahren Bühnenbau)
    Im Normalfall wird Bühne konservativ (d.h. aus Bühnenteilen – gerne auch aus von mir eher ungeliebten Klapp-Podesten) oder englisch gebaut. Ich benutze englisch hier, nicht ganz, korrekt für jegliche Form des Gerüstbaus der dann mit Holz bedeckt eine wunderschöne Bühne abgibt. Die erstere Form ist in der Veranstaltungstechnik eher auf kleinen bis mittleren Hallen-Veranstaltungen, die englische Variante eher im OutDoor Bereich (Fusion, Roskilde & Co.) zu finden.

  4. Rigging (Veranstaltungstechnik die hoch macht)
    Ok – der Einleitungsclaim stimmt nicht ganz, Rigging kann natürlich auch als Grund-Supported ausgeführt werden und Genies (schwer, sperrige, unhandliche aber nicht zu ersetzende Laststative) spielen hier eine gewichtige Rolle und auch das Fluggeschirr für Lautsprecher und Stromverteilung auf der Truss (Travers) gehört hierzu. Aber nach dem Hochfahren (Riggen?) ist Sinn und Zweck des Rigging-Gewerks zu 90% dass die restliche Veranstaltungstechnik nach den Regeln der Kunst befestigt sicher im Hallendach hängt. Interessanterweise wird versicherungstechnisch das Rigging ähnlich dem Gerüstbau gehandhabt und ist damit sicher auch verwandt – die größte Gefährdung in den letzten Jahren lag jedoch, meines Wissens nach, nicht beim Rigger sondern bei den staplerfahrenden Kollegen und auch alle anderen die sich in der Loading Area aufhalten mussten oft Federn lassen. Allerdings sind 10m Hallenhöhe und ein Rigg ohne Lifeline, im Falle des Falles, dann doch oft finale Element.
    Wesentliche Komponenten: Traverse, von light bis heavy duty, von Leiter bis vierpunkt, Motoren, Safeties (Stahlseile), Schäkel, O-Ringe (die Piercings des Riggers) und jede Menge Statischer Überblick - über die Statik.

  5. Videotechnik (Veranstaltungstechnik die Public Viewing macht)
    Eines der buntesten Felder in der Veranstaltungstechnik – und gleichzeitig eines in dem die gestern gekaufte Technik heute schon wieder nicht mehr up-to-date ist. Ich glaube fast keines der anderen Gewerke hat hinsichtlich der „Frontline“ also den Ausgabemedien in so kurzer Zeit einen so revolutionären Wandel erlebt. Von den ersten Videobeamern (wir erinnern uns gerne und liebevoll an die ersten Videoprojektoren mit den schönen dreifarbigen Linsen im Lager des Veranstaltungstechnik-Rentals unserer Wahl). Von diesen über Rückprokisten zu LCD und Plasma-TV und schließlich LED-Wand in KADEWE-Größe (der Karstadt am Ku`damm) ging es innerhalb von knapp 10 Jahren – und spätestens in 3 Jahren wird 2D zu 3D – und dann kommt Augmented Realitiy (ich sehe das was ich sehen will).

  6. Special FX (Veranstaltungstechnik die Akzente macht)
    Nein, zu diesem Part unsere Branche, gehört nicht nur die Old-School Pyrotechnik die schon bei Pink Floyd als Treibsatz oder Gas fliegende Schweine gegrillt hat. Auch sich, meist, geplant entfaltende Riggs, Spezial-Bühnenbau, eingeflogene Menschen, Tiere etc., Laser, Nebel, Dunst, Schnee, Regen, Wind und Co. zähle ich hierzu.
Meiner Meinung nach – und wohl auch nach der Erfahrung der meisten Feld- Wald- und Wiesen-Veranstaltungstechniker sowie der aktiven technischen Leitern ist mit diesen 6 Punkten die wundersame Welt der Veranstaltungstechnik noch nicht beschrieben. Denn spätestens, wenn Freund Caterer mit einer Mehrfachsteckdose in der Hand und Tränen in den Augen vor Dir steht oder eine Roadshow geplant ist und Du dabei einen TL Job ergattern konntest erweitert sich die Weite des Raumes (bzw. der Begriff „Veranstaltungstechnik“) auf wundersame Art und Weise erheblich. Hinzu kommt dann zumeist:
  1. Catering-Technik (Veranstaltungstechnik die satt macht)
    Der natürlich Aufenthaltsort des Stagehands ist bei Auf- und Abbau von Veranstaltungstechnik – ganz klar – das Catering. Wohl aus diesem Grund (ein anderer wäre undenkbar) sind Techies wie auch TLs auch oft dort anzutreffen. Die Verpflegungs- und Veranstaltungstechnik in diesem Bereich gehört leider auch zu dem Bereich mit dem größten Überraschungspotential. Aus 20.000 Watt Bedarf an Stromleistung werden hier schon schnell mal das Dreifache und wehe dem der bei geplanten Catering nicht genügende Verteilungen 63->Schuko 32->16, 16->Schuko sind Standard und auch 16->32 wurde schon gesichtet (darf nicht gibt’s nicht, so oder so ähnlich). Aber das Ganze lohnt sich, denn merke: wäre Essen will muss freundlich sein (oder sich eben eine Stulle einpacken).

  2. E-Technik (Veranstaltungstechnik die im Zweifelsfall tot macht)
    Große gelbe Kästen und die obigen Verteilungen sind zentraler Bestandteil dieser Gattung der Veranstaltungstechnik.  Robuste Isolierhandschuhe und Respekt vor dem Elektron sollten im Tool-Case des Veranstaltungstechnikers der sich mit diesem Bereich auseinandersetzt eben so wenig fehlen wie das Grundmaß aller Ströme: Der Phasenprüfer.

  3. Funktechnik (Veranstaltungstechnik die kommunikativ macht)
    Eigentlich müsste „Motorola“ hier reichen. Aber dank der stetigen asiatischen Entwicklung sind inzwischen auch viele unserer Produktionen mit PMR Funk „gesegnet“ – was die Produktion, gerade bei einem größeren Messeaufbau, zu einer sehr kommunikativen Angelegenheit machen kann – vor allem dann wenn verschiedene Produktions-Crews die gleichen Geräte und einheitliche Kanäle nutzen. Was habe ich hier schon für neue Freunde also auch Feinde gewonnen (die meisten Lichttechniker schätzen Anweisungen per Funk zu erhalten die so gar nichts mit Ihrer Baustelle zu tun haben leider so überhaupt nicht). Ich jedenfalls bevorzuge Betriebsfunk, also geschützte Frequenzen in die mir der Kranführer von der anderen Straßenseite oder der Messebauer von nebenan nicht reinsprechen kann – und wenn ich mit der Catering-Dame flirte muss das ja auch nicht Gott und die Welt mitkriegen.

  4. Fliegende Bauten & Messebau (Veranstaltungstechnik die Eindruck macht)
    Der Begriff täuscht, denn eigentlich sollten diese Bauten genau eines nicht tun: fliegen. Aber nach gefühlten 40 Jahren auf Roadshows und Tourneen kann ich sagen, dass ab einer gewissen Windstärke und einer darauf nicht abgestimmten Baugröße auch funktionierenden Sollbruchstellen nichts mehr bringen – und das sich fliegende Bauten für den OutDoor-Bereich grundsätzlich von Messebau (ich nenne es auch gerne Einweg-Innenarchitektur) unterscheiden. Kollegen, bitte bleibt bei Euren Gewerken, das Klick-Laminat (Nässeanfällig, nicht rutschsicher), die abgezogene Alu-Oberfläche und der klassische Messeteppich (der spätestens nach dem ersten leichten Nieselregen dem Wellengang im Atlantik Konkurrenz macht) hat im Out-Door-Bereich und bei den großen fliegenden Bauten der Roadshows nichts zu suchen. Mir ist übrigens durchaus bewußt dass in der Veranstaltungstechnik auch Bühnenbau (vor allem Bühnendächer) und natürlich auch zu fliegenden Bauten gezählt werden, und die DIN EN 13 782 und 13 814 (früher DIN 4112) monopolisiert vom Beuth-Verlag, das Maß aller Dinge sind.

  5. Computer Technik (Veranstaltungstechnik die Bill Gates reich macht)
    Hör mir auf. Es sollte einfach nur ein Betriebssystem in nur einer Version geben.

  6. Logistik (Veranstaltungstechnik die das ganze Zeug von A nach B bringt)
    Trucks, Trailer, Gabelstapler, 7.49 Tonner, Sprinter, Rampen, Hebebühnen, Dancefloor, Onkel Joe (der Trucker ganz vorne).
Und last but not least Backline und Bühnentechnik – also Herr Marshall, Mrs. Fender und natürlich Familie Pearl, Onkel Kurzweil und der Rest der Band.
Vielleicht ließe sich das Pferd von hinten herum aufsatteln:

Veranstaltungstechnik ist all das was ein Veranstaltungstechniker im Laufe seines Wirkens und Aufbauens in die Finger bekommt, klar dienen die meisten Komponenten auch anderen Zwecken – einige sogar meistens – aber spätestens wenn der Trailer entladen wird und die ersten Hands sich mit Kupfercases in den lokalen Emergency Room befördert haben ist klar, dass hier Veranstaltungstechnik gebaut wird.

Und genau das macht unsere schöne Branche für mich so spannend – die Vielfalt. Ich bewundere wirklich die Kollegen und Kolleginnen vom Lichtdesign, Tontechniker die die Theorie des digitalen Signalflußes vor, während und nach dem Abbau 1:1 widergeben können und Rigger die aus dem Kopf heraus die komplette Statik der Halle erstellen, das sind für mich Spezialisten vor dem Herrn.

Ich sehe mich da eher als Feld- Wald- und Wiesen-TL der mit den meisten Komponenten in der Veranstaltungstechnik umzugehen weiß – und vor allem in der Lage ist den richten Mann (die richtige Frau – auch die haben Eier) für genau diese Veranstaltung zu buchen. Denn am Ende des Tages ist Veranstaltungstechnik ein Team-Gewerk und für Einzelkämpfer ist dann doch eher der Regie-Raum der richtige Platz.

So Kollege, ich hoffe Du weißt jetzt genug darüber was ich so tue und mit was ich mit beschäftige. Die Biere der letzten Stunde gehen auf Dich. Sersn.

Steckbrief

Name:
Patrick „Pädde“ Doll

Geburtstag:
05.11.1984

Wohnort:
Gräfenhausen, Germany, Europe, Earth

Beruf:
Veranstaltungstechniker

Hobbies:
Musik, Autos, Getränke

Idol:
MacGyver

Persönlicher Höhepunkt in der Veranstaltungstechnik:
Jazz Festival Montreux 07 mit Brass Machine

Lieblingsfarbe:
Dunkelschwarz

Lieblingsbuch:
Harry Potter und der gefangene von Askaban

Lieblingsfilm:
School of Rock , Underworld, Blade

Lieblingsserie:
The Simpsons, Buffy, King of Queens

Lieblingsgetränk:
Bier, Cocktails und Schorlen

Lieblingsessen:
Gebratenes, totes Tier mit 'n bisschen was dabei!

Tipp:
Einfach mal die Fresse halten!


 


.::PATRICK DOLL::.. | mail@patrick-doll.de